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Palliative Care bei Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung

Kurzfassung eines Referats von Angela Grossmann, Dipl. Sozialpädagogin FH (Zusatzfach Musiktherapie), Pflegefachfrau HF, Expertin für spezialisierte Palliative Care, Master Management, Erwachsenenbildnerin, Supervisorin & Organisationsberatung (BSO)

Angela Grossmann thematisierte in ihrem Referat am Age Plus-Symposium 2024 die Besonderheiten von Palliative Care bei Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung und lebenslangen Behinderungserfahrungen. 

Viele erwachsene Menschen mit einer kognitiven oder mehrfachen Behinderung haben einen grossen Teil ihres Lebens in Institutionen verbracht. Sie sollen die Möglichkeit haben, dort ihre letzte Lebensphase zu verbringen.

Bei der Palliative Care geht es um die Belgeitung eines Menschen in der letzten Lebensphase. Heilung ist nicht mehr das primäre Ziel. Die Behandlung und Linderung von körperlichen Symptomen spielt eine ebenso grosse Rolle wie die pflegerische, psychosoziale und spirituelle Begleitung. Dabei ist sehr viel Achtsamkeit gefragt. Die Bewahrung von Würde und Autonomie des Menschen sind zentrale Eckpfeiler. Es geht auch um ethische Fragen und das Thema der Selbstbestimmung am Lebensende.

Gerade ältere Menschen mit einer kognitiven Behinderung oder schweren Beeinträchtigungen haben ausserhalb der Institution oft nur ein kleines soziales Netz. Das gewohnte Umfeld der Institution bietet ihnen Orientierungsmöglichkeiten. Leichte Sprache und unterstützte Kommunikation ermöglichen mehr Selbstwirksamkeit, Zugang zu Informationen und Selbstbestimmung. Sie haben trotzdem oft nicht die Möglichkeit, für ihre Rechte selbst einzustehen.

Fachpersonen aller Disziplinen sind gefragt, sich mehr Wissen und Kompetenzen in Bezug auf die Bedürfnisse dieser besonders verletzlichen Bevölkerungsgruppe anzueignen, damit eine palliative Versorgung und Begleitung gelingen kann. Das Recht auf eine palliative  Begleitung gilt es umzusetzen. Die Erfahrung zeigt, dass aktuell noch erhebliche Lücken im System existieren.

Mitarbeitende in Einrichtungen der Behindertenhilfe brauchen Unterstützung bei der Umsetzung von Palliative Care. Sie dürfen damit nicht allein gelassen werden. Konzepte allein reichen nicht aus. Mit gut gemeinten Beschreibungen auf einer Homepage oder in Hochglanzbrochüren ist Palliative Care noch lange nicht implementiert. 

Es braucht eine gemeinsame Haltung & Sensibilisierung, mehr Beachtung in Politik und Gesellschaft, Fort-und Weiterbildungen auf verschiedenen Ebenen, Besonderheiten und  Differenzierungen im Assistenzbedarf gilt es zu erkennen und anzuerkennen, eine bedingungslose personenzentrierte Ausrichtung, Care Ethik, Verständigung und (De)Mut - um nur einige Aspekte zu nennen. 

Damit wir einen Beitrag leisten: in Würde bis zuletzt

 


Angela Grossmann ist als Dozentin und Lehrbeauftragte aktiv. Als langjährige Fach-und Führungsperson hat sie viel paraxisrelevante Erfahrung, berät und unterstützt seit über 10 Jahren zu diesem Thema. 2017 hat sie ihre Masterarbeit zu dem Thema "Palliative Care bei erwachsenen Menschen mit kognitiven Einschränkungen in Wohnheimen der Behindertenhilfe – neue Herausforderungen für das Management" geschrieben.

Kontakt: groa68@sunrise.ch

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